Ein Wort zum Abschied

unsere Partner

Schluesseldienst koeln



Was ist schwerer, anfangen oder aufhören? - eine beliebte Reporterfrage. Wenn ich sie mir selbst angesichts der letzten Nummer des Weimar Kultur Journals stelle, heißt meine Antwort: Der selbstverantwortete, ungewisse Anfang in abenteuerlichen Wendezeiten war eindeutig schwerer als das seit dem Stadtratsbeschluss vom 26. Februar 2003 vorhersehbare, fremdbestimmte Ende.
Ich erinnere mich noch gut an die schlaflosen Nächte, die mir 1991 die Frage bereitete, ob man angesichts des dank neu gewonnener Pressefreiheit kräftig aufrauschenden Thüringer Blätterwaldes eine weitere Zeitschrift brauche. Wieder ein neues Journal! Gibt es nicht davon mehr als genug? fragte denn auch Dr. Lutz Vogel, damals Kulturamtsleiter, im ersten Heft, und wünschte sich ein Spiegelbild kultureller Stadtentwicklung und ein Diskussionsforum. Lust auf Weimar wecken, Informationsgewinn zum Erlebnis werden lassen, jedes Heft zu einem Kunstwerk machen - waren die nächsten hochgespannten Erwartungen, während unser junges Journal noch um sein Profil rang wie die Stadt, die ihm den Namen gab. Eines aber stand damals wie heute fest: Ein Kulturjournal in Weimar, dem besten und schlechtesten Ort deutscher Geschichte, kann und darf kein beliebiges Informationsblatt sein.
Inwieweit wir in den heute vorliegenden 123 Heften diese Erwartungen erfüllt haben, können nur Sie, liebe Leserinnen und Leser, sagen. Stellvertretend für so manche Reaktion, die uns erreichte, sollen hier die Worte des Vorsitzenden des Kulturausschusses des Deutschen Städtetages stehen, der uns bereits 1995 schrieb, er halte das ,Weimar Kultur Journal für das beste dieser Art in ganz Deutschland: vielseitig und über alle Kulturbereiche berichtend, über Alltagskultur genauso wie über alle großen Ereignisse.
Zwölf Jahre Kulturjournal, das hieß Dokumentation des Aufbruchs der Stadt Anfang der neunziger Jahre, der Rettung vieler Denkmale, allen voran das Landesmuseum, das nicht zufällig auf unserem ersten Titel zu sehen war. Das bedeutete journalistische Begleitung des nicht immer einfachen Weges Weimars zur Kulturstadt Europas 1999. Das war auch eine intensive Auseinandersetzung mit historischen Fragen, vor allem aus der Zeit des Dritten Reiches. Die Gedenkstätte Buchenwald gehörte wie die Kultureinrichtungen und Hochschulen Weimars von Anfang an zu den Mitherausgebern des Journals. Seit 1996 zählten auch die Städte Erfurt und Jena sowie der Kreis Weimarer Land dazu und wir berichteten regelmäßig wie in diesem Heft über Jenas Pantomimetage, Erfurter Kunstausstellungen oder den Designwettbewerb in Apolda.
Zwölf Jahre Kulturjournal waren aber auch immer geprägt vom Einsatz für gefährdete Einrichtungen, z.B. für die Rettung des Wielandgutes in Oßmannstedt oder die Wiedereröffnung von Henry van de Veldes Haus Hohe Pappeln. Und nicht zuletzt davon, Zukunftsvisionen zu entwickeln, wie mit unserem Themenheft Bauhaus und Moderne in Weimar und der Region.
Um so betroffener sind wir, in unserem letzten Journal die Schließung einer unverzichtbaren Kultureinrichtung Weimars vermelden zu müssen - des Stadtmuseums. Unser erstes Titelbild (siehe S. 3) hätte auch unser letztes sein können, zeigt es doch neben dem Landesmuseum, heute Neues Museum für moderne Kunst, auch das Bertuchhaus mit dem Stadtmuseum, 1999 saniert und am 30. September 2003 geschlossen - und damit Glanz und Elend des heutigen Weimar. Wir hoffen, dass das uns ablösende Kulturjournal Mittel-thüringen, das dank des starken regionalen Interesses und der finanziellen Unterstützung der Sparkasse Mittelthüringen sowie des Verlages Weimardruck GmbH etabliert werden konnte, eines Tages über die Wiedereröffnung des Stadtmuseums Weimar berichten kann.
In unseren Dank an Herausgeber, allen voran die Stadt Weimar, Verlag, Sponsoren, Autoren, Fotografen, redaktionelle Mitarbeiter und Freunde des Weimar Kultur Journals schließen wir ausdrücklich das Stadtmuseum ein und freuen uns auf eine letzte Begegnung am 14. November in der Mal- und Zeichenschule, die uns, wie schon zur Feier unseres 100. Heftes, gastfreundlich ihre Räume zur Verfügung gestellt hat.

Ihre Redaktion
Gabriele Drews, Klaus Nerlich, Kärsti Ewald